JOVAN TEVIN

Selbstdisziplin ist ein Akt der Selbstliebe ...

500 STUNDEN. SO VIEL ZEIT HAT JOVAN TEVIN IN THAILAND VERBRACHT, UM SEINE AUSBILDUNG ZUM YOGALEHRER ZU ABSOLVIEREN UND SICH EINER DER HÄRTESTEN YOGADISZIPLINEN ZU WIDMEN: ASHTANGA. ES IST DIE PHYSISCHE NATUR DER PRAXIS, DIE MENSCHEN DAZU ZWINGEN KANN, SICH MONATE BIS JAHRE NUR MIT EINER DER SECHS ANSPRUCHSVOLLEN SERIEN ZU BESCHÄFTIGEN, DOCH JOVANS MANTRA IST KLAR:

„Selbstdisziplin ist ein Akt der Selbstliebe.“

Als Lehrer ist Jovan dafür bekannt, dass er seinen Yoga-Flow spontan zusammenstellt, die Energie des Raumes liest und sich ganz darauf konzentriert, welches Gefühl er seinen Schülern beim Verlassen des Raumes mitgeben will. Als Praktiker war es die nahtlose Verbindung von Körper, Geist und Seele, die ihn überhaupt erst zum Yoga gebracht hat. Und als homosexueller Schwarzer und Hispanoamerikaner bildet Jovans Resilienz die Basis für seine Kraft, immer weiterzumachen. 

Bei der Arbeit mit Jovan an unserer neuesten Bekleidungskollektion konnten wir ihn kurz dazu befragen, wie Yoga seine Lebenseinstellung verändert hat. 


Kannst du uns ein wenig über deinen Hintergrund erzählen und darüber, wie du zum Yoga gekommen bist? 

Ja, also, ich komme ursprünglich aus dem Turnen und dann aus dem professionellen All-Star-Cheerleading. Der Perfektionismusgedanke wird einem dabei ständig eingetrichtert. Es wird permanent von einem gefordert, buchstäblich perfekt zu sein und alles richtig zu machen, so dass man beginnt, sich mit dieser Vorstellung zu identifizieren. Denn Perfektion ist etwas, das es einfach nicht gibt. Aber ich habe wirklich Zeit gebraucht, um meine Yogapraxis zu finden und dann in die Praxis der Meditation einzutauchen, um zu verstehen, dass Perfektion im Jetzt liegt. Perfektion liegt im Moment. Und ich versuche nicht mehr, ein Szenario zu schaffen, das man nicht zu schaffen braucht. Das führt nur zu Erwartungen, Erwartungen führen dazu, dass man sich überfordert fühlt, und dann ist man plötzlich ausgebrannt, weil man dieser nicht existierenden Vorstellung von Perfektion nachjagt. Wichtig ist nur, zu verstehen, dass die Perfektion im Jetzt liegt. Und wenn wir ganz im gegenwärtigen Moment ankommen können, dann tun wir genau das. Wenn wir in diesem Moment unser authentisches Selbst sind. Das ist Perfektion.


Wie wirkt sich Yoga auf dein Selbstvertrauen aus?

Ich habe das Gefühl, dass die Quelle meines Selbstbewusstseins definitiv in meiner Praxis liegt. Ich kann mich dadurch wirklich selbst in einem verletzlichen Zustand sehen. Wenn ich erst einmal verstanden habe, dass ich mich verletzlich fühle, dann durchlaufe ich diesen Prozess des „Oh, ich habe tatsächlich die Fähigkeit. Ich habe tatsächlich dieses Potenzial. Ich verstehe, dass ich diese Angst habe, aber diese Angst muss mich nicht beherrschen. Ich kann sie bekämpfen.“

Meine Yogapraxis unterstützt das voll und ganz. Ich darf Selbstvertrauen ausstrahlen, wenn ich nicht mehr auf der Matte stehe und mit der Welt interagiere.


Was ist eine der wichtigsten Grundlagen deiner Yogapraxis? 

Ich denke, dass meine Yogapraxis im Allgemeinen unterstützt, wer ich bin, insbesondere der Atemaspekt der Yogapraxis. Das ist das Natürlichste, was man tun kann. Wenn man endlich atmet und dann in die Natur geht, mit der Natur atmet, spürt man diese tiefe Verbundenheit mit der Erde. Das ist das Unterstützungssystem, das man braucht, um zu tun, was man will, ganz egal, ob es etwas ist, vor dem man Angst hast, oder etwas, von dem man dachte, dass man es nie tun würde. Es verleiht einem die Fähigkeit, sich in diese Leere zu begeben. In diesen unbekannten Raum.

Was bedeutet „Stitched Different“ für dich? 

Für mich fühlt sich „Stitched Different“ einfach so an, als würden wir nicht mehr versuchen, perfekt zu sein. Ich denke, dass eine normale Naht sehr linear verläuft. Wir haben ein genaues Bild davon in unserem Kopf. Das Motto „Stitched Different“ ermöglicht es mir, die Perfektion in der Unvollkommenheit zu entdecken.